„Spotlight – Blick hinter die Kulissen“ – Folge 58 vom 18. August 2023

Gibt es Raubkunst oder Objekte aus Unrechtskontexten in der Ozeanien-Sammlung des Linden-Museums? (2/2)

Gibt es Raubkunst oder Objekte aus Unrechtskontexten in der Ozeanien-Sammlung des Linden-Museums? (2/2)

Auch in der Dauerausstellung „Ozeanien – Kontinent der Inseln“ (2022) des Linden-Museums Stuttgart befinden sich Objekte aus solchen Sammlungen mit bisher ungeklärtem Hintergrund. Zu nennen ist zum Beispiel die Sammlung Grapow. Max von Grapow war ein Admiral, der Schiffe befehligte, die an sogenannten Strafexpeditionen beteiligt waren. Dabei handelte es sich um militärische Überfälle auf einzelne Inseln oder auch Dörfer durch die deutsche Kolonialmacht. Es ist aber bisher nicht geklärt, inwieweit spezifische Objekte wirklich in diesen Kontext gehören. Neben von Grapow wäre auch Rudolf von Bennigsen, der erste Gouverneur Deutsch-Neuguineas, zu nennen, der aufgrund seiner kurzen Gewaltherrschaft einen unrühmlichen Platz in der Geschichte Deutsch-Neuguineas einnimmt und aus dessen Sammlung ebenfalls Objekte ausgestellt sind. Allerdings wäre dies m. E. kein Hinderungsgrund, die Objekte unter Nennung der Provenienz in einer Ausstellung zu zeigen. Es ist mir ein Anliegen festzuhalten, dass Objekte ja nicht als Belegstücke für die Art ihres Erwerbs hergestellt wurden, sondern für den Gebrauch in indigenen Kontexten oder als Handelsware. Unter Offenlegung der jeweiligen Provenienzen sollen sie auch in Ausstellungen zu sehen sein, denn an ihnen entzünden sich doch wichtige Fragen.

Dr. Ulrich Menter,
Fachreferat Ozeanien,
Linden-Museum Stuttgart