Gibt es Raubkunst oder Objekte aus Unrechtskontexten in der Ozeanien-Sammlung des Linden-Museums? (1/2)

Wie in fast allen kolonialzeitlichen Sammlungen gibt es auch in der Ozeanien-Sammlung des Linden-Museums Objekte, die unrechtmäßig erworben wurden. Wir müssen jedoch weitere Forschungen abwarten, um genaue Aussagen über einzelne Objekte treffen zu können. Falls allerdings die Tatsache der Kolonialisierung einer Region als Unrechtskontext angesehen wird, stammt so gut wie die gesamte kolonialzeitliche Sammlung aus einem solchen Kontext. Ich halte es allerdings für sinnvoll, hier zu differenzieren. Große Teile der Stuttgarter Ozeanien-Sammlung wurden in den Herkunftsgebieten angekauft, die heutigen Sammlungsobjekte waren auch Handelsware. Der Handel mit Objekten war für viele indigene Menschen in einer Zeit rapider sozialer und ökonomischer Umbrüche eine Möglichkeit, Eigenständigkeit zu zeigen und zu bewahren. Auch in der kolonialen Situation nahmen die Menschen aktive Rollen ein.

Dr. Ulrich Menter,
Fachreferat Ozeanien,
Linden-Museum Stuttgart