„Spotlight – Blick hinter die Kulissen“ – Folge 60 vom 19. September 2023
Hängt die Größe der Ozeanien-Sammlung des Linden-Museums Stuttgart mit der Kolonialzeit zusammen?
Die Stuttgarter Sammlung ist zu großen Teilen eine kolonialzeitliche Sammlung. So sind in den 25 Jahren von 1890 bis 1914 fast 24.000 der insgesamt 29.000 registrierten Objekte der Ozeanien-Sammlung nach Stuttgart gekommen. Schaut man sich die Erwerbskontexte an, so ergibt sich ein recht buntes Bild. Es waren Forscher wie Augustin Krämer, Arthur Baessler oder Georg Thilenius, Händler, Kolonialbeamte, Pflanzer wie Richard Parkinson, Missionare, Seeleute und Angehörige des Militärs über die Sammlungen nach Stuttgart gekommen sind. Ein wichtiger Name ist Augustin Krämer, von 1911 bis 1915 der erste Direktor des Linden-Museums. Als Marinearzt, Forschungsreisender und Expeditionsleiter führte er ausführliche Forschungen in Sāmoa, Neuguinea, dem Bismarck-Archipel und Mikronesien durch und übergab dem Museum umfangreiche Sammlungen. In der Regel erhielt das Museum Sammlungen als Geschenk, nur wenige wurden angekauft. Der Museumsgründer Karl Graf von Linden nutzte seine Nähe zum württembergischen Königshaus, um wichtigen Objektgebern den Zugang zu Orden zu ermöglichen. Auch Mäzeninnen und Mäzene, die oft ganze Sammlungen an das Museum übergaben, spielten eine gewichtige Rolle bei der Vergrößerung der kolonialzeitlichen Sammlung.
Dr. Ulrich Menter,
Fachreferat Ozeanien,
Linden-Museum Stuttgart