„Spotlight – Blick hinter die Kulissen“ – Folge 56 vom 4. August 2023
Welche Kolonien hatte Deutschland in Ozeanien und wie wurden sie erworben?
Die größte deutsche Kolonie war das damalige Deutsch-Neuguinea. Es umfasste den nordöstlichen Teil der Insel Neuguinea sowie den gesamten Bismarck-Archipel mit den Admiralitätsinseln und den großen Inseln Neubritannien und Neuirland. Die Inseln Bougainville und Buka, Teil der Salomonen, zählten ebenfalls zum ehemaligen Kolonialgebiet, das heute Teil des unabhängigen Staates Papua-Neuguinea ist. Zur Kolonie Deutsch-Neuguinea gehörte auch fast ganz Mikronesien: die Marianen, Palau, die Karolinen mit Yap, Chuuk, Pohnpei und Kosrae, die Marshallinseln sowie Nauru. Alle Inseln hatten bereits früh das Interesse deutscher Handelsgesellschaften geweckt, die seit den 1880er-Jahren in dem Gebiet tätig waren. So standen Teile Neuguineas unter der Verwaltung der Neuguinea-Kompanie, die spätestens ab 1885 zahlreiche Handelsstationen betrieb und als offizieller Verwalter des Gebietes galt. Erst 1899 übernahm das Deutsche Reich die Verwaltung der Kolonie. Im gleichen Jahr wurden auch die Inseln Mikronesiens Teil dieser Kolonie. Die zweite Kolonie des Deutschen Reichs im Pazifik bestand aus den westlichen Hauptinseln Savaiʻi und Upolu der Inselgruppe von Sāmoa. Auch hier waren schon früh Handelsgesellschaften aktiv, so z.B. die Firma Joh. Ces. Godeffroy & Sohn, die seit 1865 eine Niederlassung und Plantagen in Sāmoa betrieb. Nach einem politischen Konflikt zwischen den USA, dem Vereinigten Königreich und dem Deutschen Reich übernahm letzteres die westlichen Inseln Sāmoas als Kolonie, während die kleineren östlichen Inseln amerikanisches Territorium wurden (heute Amerikanisch-Sāmoa). Die deutsche Kolonialzeit in Neuguinea, Mikronesien und Sāmoa endete mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs im Jahre 1914.
Dr. Ulrich Menter,
Fachreferat Ozeanien,
Linden-Museum Stuttgart