„Spotlight – Blick hinter die Kulissen“ – Folge 06 vom 19. April 2022
Was waren die Ziele des „Württembergischen Vereins für Handelsgeographie“, dem 1882 gegründeten Vorgängerverein der GEV?
Der komplette Vereinsname „Württembergischen Vereins für Handelsgeographie und Förderung deutscher Interessen im Ausland“ fasste bereits 1882 die Bandbreite der zunächst eher wirtschaftlich geprägten Ziele umfassend zusammen. Gerade in der Anfangszeit waren Fabrikanten, Kaufleute und Industrielle Mitglieder im Verein. Sie bündelten wirtschaftlichen Interessen, betrieben Lobbyarbeit und waren auf der Suche nach neuen Absatzmärkten. Es galt auch die sogenannten „Auslandsdeutschen“ an die Heimat und als Kunden zu binden. Die Handelsgeographie war wichtig bei diesen Bemühungen und stand für die Nutzung der Geographie, wie Kenntnisse über das Klima oder die Landschaft im Sinne der eigenen wirtschaftlichen Interessen. Die Fortführung dieser Überlegungen mündeten 1884 in das handelsgeographische Museum in Stuttgart, wo Waren wie Stoff- und Textilproben, Tropenhölzer, Kaffee und Tabak oder auch Drogen aus den Kolonien ausgestellt wurden. Ziel war es, die materielle Kultur vor Ort zu dokumentieren und zu zeigen, welche Objekte verwendet und produziert wurden oder auch nachgefragt werden könnten. Hervorzuheben bei diesen Bemühungen war der Vorsatz, württembergische Interessen zu fördern. Dieser regionale Fokus wird umso deutlicher, wenn man bedenkt, dass der Verein ursprünglich als Zweigverein eines Berliner Museums gegründet wurde. Vergleichbare Vereine gab es in vielen Städten, der in Stuttgart zählt zu jenen, die mit am längsten Bestand hatten, genauso wie das handelsgeographische Museum, das später unter Graf von Linden zu einem ethnologischen Museum wurde.
Markus Himmelsbach,
Provenienzforscher,
Linden-Museum Stuttgart