„Spotlight – Blick hinter die Kulissen“ – Folge 14 vom 28. Juli 2022

Wie positionieren Sie sich als Linden-Museum Stuttgart zu Rückgabeforderungen?

Teilweise fordern Herkunftsländer aktiv Gegenstände zurück. Wie positionieren Sie sich als Linden-Museum Stuttgart zu solchen Forderungen und wenn man generell über Rückgabe spricht, wie identifiziert man eigentlich die richtigen Ansprechpartner von Objekten in Herkunftsländern?

Wir stehen Restitutionen sehr offen gegenüber. Restitutionsersuche werden gemeinsam mit den Anspruchsteller*innen sorgfältig und zeitnah geprüft. Unser Statement auf der Homepage verdeutlicht unsere Haltung. Wir sehen Restitution als Bestandteil von Dialog und Zusammenarbeit – eine Chance, die gemeinsame Geschichte aufzuarbeiten und von neuen Perspektiven zu lernen. Die Frage an wen genau restituiert wird, ist sehr herausfordernd. Bei der Rückgabe von Bibel und Peitsche nach Namibia konnten wir den Nama-Anführer Hendrik Witbooi als Besitzer klar identifizieren. Bei vielen Objekten aus unserer Sammlung fehlen jedoch die Informationen zu den früheren Besitzern oder dem genauen kulturellen Kontext. Bislang verhandelt die Politik – die letztlich die Entscheidung über Restitution trifft – mit den jeweiligen Nationalstaaten, ich würde mir wünschen, dass in Zukunft auch eine Restitution an Communities oder NGOs möglich wird.

Prof. Dr. Inés de Castro,
Direktorin,
Linden-Museum Stuttgart