Warum hat die Expeditionsleitung 1962/1963 das Gebiet Badakhshan als Ziel gewählt?
Friedrich Kussmaul, der damalige Asien-Referent und spätere Direktor des Linden-Museums, hatte wohl schon länger mit dem Gedanken einer „Expedition“ gespielt. Ihn interessierten die Geschichte und Kulturen Zentralasiens. Seine Dissertation befasste sich mit der „Frühge-schichte des innerasiatischen Reiternomadentums“. Badakhshan reizte ihn, da es „ethnologisch wenig bekannt“ war – so formulierte er es im Antrag („Gesuch“) an die DFG.
In Bezug auf Badakhshan wusste man in Europa – aber auch in Kabul – vergleichsweise wenig über die damaligen Gegebenheiten. Deshalb musste die Expedition auch eine ethnologische Badakhshan-Sammlung für das Museum in Kabul anlegen. Das war eine Auflage im Zuge der Genehmigung durch die afghanischen Behörden.
Aus heutiger Sicht sind einige Formulierungen im Gesuch Kussmauls an die DFG auch sehr kritisch zu sehen: „Hier sitzen in einzelnen verkehrsfernen Gebieten die Gruppen der Pamir-Tadschik, die in der Forschung als die reinsten Vertreter des nördlichen Iraniertums gelten und iranische Restsprachen sprechen“. „Reine“ Vertreter, „Iraniertum“ – in der Zeit des Nationalsozialismus wäre womöglich von „Ariertum“ die Rede gewesen.
Dr. Annette Krämer
Linden-Museum Stuttgart