„Spotlight – Stuttgart – Afghanistan“ – Folge 7 vom 18. Juni 2024

Was waren die Gründe für die Verdrängung des Buddhismus durch den Islam?

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Was waren die Gründe für die Verdrängung des Buddhismus durch den Islam?

Entwicklungen, die bestimmte religiöse Ansichten oder Praktiken fördern, sind ebenso komplex wie gelebte Religionen und haben mit Menschen und Gesellschaften in Veränderung zu tun.

Die arabisch-muslimische Expansion erreichte ab dem 8. Jh. Gebiete des heutigen Afghanistans, und langsam wandten sich auch die Menschen dem Islam zu. Im Gegensatz zu den monotheistischen Religionen Christentum und Judentum lehnten muslimische Herrscher und Geistliche den Buddhismus allerdings ab. So blieb de facto für die Bevölkerung nur: „Konversion oder Abwanderung“

Die großen Buddhas von Bamiyan entstanden im 6./Anfang des 7. Jahrhunderts. Buddhistische Klöster gab es dort noch bis ins 8. oder 9. Jahrhundert. Der Übergang vollzog sich also nicht plötzlich, die Religionen existierten nebeneinander.

Spannend finde ich die Frage, welche Bedeutung der Islam in der Entwicklung des Buddhismus hatte – sie war zentral! Im Grenzgebiet zwischen dem heutigen Pakistan und Afghanistan um Peshawar, in Gandhara, trafen verschiedenste religiöse und kulturelle Traditionen zusammen, und es entstand Neues.

In diesem Zentrum kultureller Innovationen hatte sich ein graeco-buddhistischer Synkretismus entwickelt. Im 1. Jahrhundert wurden erste Darstellungen des Buddha in menschlicher Gestalt gefertigt. Das hatte es zuvor nicht gegeben! Davon erzählen auch einige Objekte in der Ausstellung.

Dr. Annette Krämer
Linden-Museum Stuttgart