„Spotlight – Blick hinter die Kulissen“ – Folge 15 vom 2. August 2022
Was ist aus den „Schrumpfköpfen“ geworden, die in den 1970er-Jahren im Rahmen eines Besuchs im Linden-Museum zu sehen waren und wie geht das Museum heute mit solchen sensiblen Objekten um?
Ja, wir haben diese „Schrumpfköpfe“ noch, genauso wie viele weitere sensible Objekte. „Human remains“ haben wir ebenfalls, also menschliche Überreste wie Schädel. Aber wir zeigen diese Gegenstände heute nicht mehr aus Respekt und weil sie nicht mehr unserem Ausstellungsverständnis entsprechen. Es ist aber noch vielschichtiger. Im Vorfeld der Ausstellung haben wir gesagt: „So etwas stellen wir nicht aus“. Aber wir wollen auch transparent machen, dass sich sensible Objekte in der Sammlung befinden. In der Ausstellung gibt es im Bereich der Thematik der „Völkerschauen“ eine kleine leere Vitrine, in der ein „Schrumpfkopf“ explizit nicht ausgestellt wird. Wir wollen sagen: Wir haben dieses Objekt, aber wir möchten es nicht mehr zeigen. In der leeren Vitrine gibt es einen Sockel für das Objekt und Sie finden ein Objektschild. Auch bei Rückgaben sensibler Objekte zeigt sich, wie unterschiedlich sie ablaufen. Manche Herkunftsgesellschaften führen große Zeremonien durch, andere wählen einen stillen Weg und Umgang fernab der Öffentlichkeit.
Markus Himmelsbach,
Provenienzforscher,
Linden-Museum Stuttgart