„Spotlight – Blick hinter die Kulissen“ – Folge 9 vom 12. Juni 2022
Wie sehen die Nachfahren von Graf von Linden seine Arbeit und interessieren sie sich für die Sammlung oder distanzieren sie sich eher?
Wir haben Kontakt zu einigen Mitgliedern aus der Familie Linden. Graf von Linden hatte keine direkten Nachfahren, seine Ehe blieb kinderlos. Die Verwandten, zu denen wir Kontakt aufgebaut gehabt sind aus den Linien der Geschwister. Da sind wir nicht abgelehnt worden. Sie haben uns bereitwillig geholfen und unsere Fragen beantwortet. Inwiefern sie kritisch mit der Geschichte umgehen, kann ich nicht beurteilen. Aber es gibt auch eine jüngere Generation der Linden-Familie, die sich auch wissenschaftlich betätigt. Ein Nachfahre schreibt beispielsweise an einer kolonialen Studie. Da geht es aber nur am Rande um Graf von Linden und das Museum. Wie die Familie berichtet, wurden viele Unterlagen nach seinem Tod verbrannt oder entsorgt. Man findet aber auch immer wieder Objekte aus dem Familienbesitz bei Auktionen. Leider ist auch der Familienbiograf und Kenner vieler Details schon vor einige Zeit verstorben. Der Sitz der Familie Linden – ein Schlösschen bei Burgberg – befindet sich heute nicht mehr in deren Besitz. Graf von Linden ist immer im Sommer dort hingereist. Seine Stadtvilla in Stuttgart, wo er normalerweise wohnte, hat er, wie fast sein gesamtes Vermögen testamentarisch dem Verein vermacht. Dieser hat die Villa wenig später verkauft. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und existiert heute nicht mehr.
Markus Himmelsbach,
Provenienzforscher,
Linden-Museum Stuttgart